Man kennt die Aussagen: „Ich hab Rücken“, „ich hab Kopf“, „ich hab Erkältung“ und so weiter.
Fragt man mich, was ich habe, dann sage ich: „Ich hab Kreis Heinsberg.“
Wer hätte das gedacht? Ganz im Westen Deutschlands gelegen, stach der ländliche Kreis Heinsberg bisher nicht durch besondere Bekanntheit hervor. Selten schafften es Ereignisse bis in die überregionalen Nachrichten.
„Wo liegt das denn?“, wurde man gefragt, wenn man an einem Urlaubsort im In- oder Ausland gefragt wurde, woher man denn komme. Erst wenn man die Nähe zu den Städten Aachen und Mönchengladbach erwähnte, konnten manche Leute die Lage so halbwegs zuordnen.
Bis zu dem denkwürdigen Tag im Februar 2020, als auf einer Karnevalssitzung in Langbroich in der Gemeinde Gangelt die erste Corona-Infektion in Deutschland bekannt wurde.
Seitdem ist nichts mehr so, wie es vorher war.
Wir „Kreisheinsberger“ werden gemieden wie die Pest. Niemand will uns zu nahe kommen, und an den Arbeitsplätzen gibt man uns freundlich, aber bestimmt zu verstehen, dass wir doch bitte so schnell wie möglich verschwinden sollen.
Das alles ist in der jetzigen Situation verständlich, obwohl es kein schönes Gefühl ist. Niemand möchte sich anstecken. Da auch wir niemanden anstecken möchten, halten wir uns fern.
Mein Verständnis hört allerdings an bestimmten Punkten auf. Bevor es die strengen Ausgangsbeschränkungen gab, wurden Menschen, die in Autos mit Heinsberger Kennzeichen in die benachbarten Niederlande fuhren, auf Parkplätzen am Aussteigen gehindert.
Oder, noch schlimmer, Autos mit Heinsberger Kennzeichen, deren Insassen sich aus dem Kreis Heinsberg heraus wagten, wurden demoliert.
Eine bestimmte Gruppe wird zum Sündenbock allen Übels gemacht.
Mittlerweile hat sich das Virus überall verbreitet. In Nordrhein-Westfalen und in ganz Deutschland. Und das liegt bestimmt nicht nur an dem zuerst bekannt gewordenen Fall in der Gemeinde Gangelt.
Der Kreis Heinsberg hat seit dem denkwürdigen Tag im Februar Großartiges geleistet, und er tut es immer noch. Die Verantwortlichen mussten und müssen wichtige und weitreichende Entscheidungen treffen.
Auch für sie war es eine neue, noch nie dagewesene Situation.
Manche kritisierten, die Maßnahmen seien zu hart und völlig übertrieben, anderen gingen die Maßnahmen nicht weit genug.
Jetzt weiß man vieles, was man am Anfang noch nicht wusste. Man weiß auch, dass vieles richtig gemacht worden ist.
Es gibt auch jetzt wieder „Schlaulaberer“, die alles besser gewusst und alles anders gemacht hätten.
Bestimmt sind auch Fehler gemacht worden. Wer will sie den Menschen in einer solchen Situation verübeln? Im Nachhinein lässt sich immer alles leicht sagen.
Ich jedenfalls bin stolz auf die Verantwortlichen, auf diejenigen, die in allen Bereichen des Lebens das Beste für die Menschen versuchen.
Ich bin stolz auf diejenigen, die in allen möglichen Situationen für die Menschen da sind, die auch versuchen, mit kreativen Ideen den Menschen die Situation so angenehm wie möglich zu machen.
Ich bin stolz auf unseren Kreis Heinsberg.

Iris Reyans