Den Eheleuten Fiegen wurde heute im Rathaus zu Tüddern das Bundesverdienstkreuz in Anerkennung für ihr soziales und gesellschaftliches Engagement verliehen. Seit über 30 Jahren unterstützen sie geflüchtete Menschen und helfen Ihnen in jeder denkbaren Weise.

Die Ehrung nahm die stellvertretende Landrätin Frau Andrea Reh vor.

Bürgermeister Norbert Reyans, Wolfgang Robertz, Karl Busch und Agron Shala sprachen Grußworte. Klaus Buyel ließ es sich nicht nehmen Heinz Fiegen auf seine Art zu danken.

Agron Shala, heute Dr. der Zahnmedizin, kam selbst vor 30 Jahren als Flüchtling in den Selfkant. (Zitat wörtlich: „Ich war kein Wirtschaftsflüchtling, ich wurde verfolgt“.) Hier angekommen, fremd, allein ohne Familie war er mehr als spartanisch in einem Wohncontainer in der ehemaligen Löwensafari untergebracht und psychisch am Ende. Inge und Heinz Fiegen kümmerten sich um ihn und halfen ihm dabei in Deutschland Fuß zu fassen. Diese liebevolle Unterstützung genoss auch später seine Frau und die beiden Kinder. „Nur ein Danke, für das was das Ehepaar Fiegen für mich und meine Familie geleistet hat, ist zu wenig! Die Liebe und Menschlichkeit die wir erfahren haben, ist einmalig.“ Bis heute verbindet beide Ehepaare eine innige Freundschaft.

In bewegten Worten überbrachte Karl Busch die Grußworte von Herbert Corsten, der selbst heute nicht teilnehme konnte. „Das Engagement und der selbstlose Eisatz von Inge und Heinz Fiegen läßt kaum Zeit für Freizeit, doch nie kam den beiden der Gedanke, dass sie für ihr Wirken in irgend einer Weise materiell entschädigt werden müssten.“

In seinen Dankesworten betonte Heinz Fiegen, dass er und seine Frau das Glück hatten in Frieden aufzuwachsen. Als Kriegskinder hatten sie erfahren, was es heißt auf Hilfe angewiesen zu sein. „Die Heimat können wir den Geflüchteten nicht ersetzen, wir können Ihnen aber das Gefühl geben, hier im Selfkant willkommen zu sein. Menschlichkeit und Nächstenliebe sind das Wichtigste in der Gesellschaft. Möge die Welle der Hilfsbereitschaft nie abreißen!“

Aus dem Vorschlag zur Auszeichnung mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland

„Herr Heinz Fiegen, Birder Straße 2 A, 52538 Selfkant-Höngen, Tel. 02456-1263 wurde Im Jahre 1938 in Höngen geboren und wohnt seit seiner Geburt im Selfkant. Herr Fiegen der viele Jahre als Landwirt und Viehhändler tätig war, setzt sich bereits seit Anfang der 1990 Jahre für Asylbewerber und Flüchtlinge im Selfkant ein. Damals trug er unter anderem in Gesprächen mit der Gemeindeverwaltung dazu bei, dass die „unwürdig“ auf dem Gelände der ehemaligen Löwensafari in Selfkant-Tüddern in Wohncontainern untergebrachten Asylbewerber in ein Gebäude der ehemaligen Molkerei in Höngen/Heilder umziehen konnten.
Seit nahezu 30 Jahren steht das Haus der Familie Fiegen für die Menschen offen, die vor Krieg und Terror aus ihren Heimatländern geflohen sind und der Hilfe bedürfen. Heinz Fiegen unterstützt sie bei Behördengängen, ist Initiator von Deutschkursen, sammelt Spenden oder verteilt von Supermärkten zur Verfügung gestellte Lebensmittel. Auch hat er eine Fahrradwerkstatt in der Garage einer Asylunterkunft mitgegründet. Fahrräder werden repariert und verkehrssicher den Bedürftigen, vor allem Kindern, dann zur Verfügung gestellt.
In all den Jahren wird er dabei tatkräftig von seiner Frau Inge Fiegen, geb. Potratz unterstützt. Gemeinsam betreiben die Eheleute ein Lager, aus dem sie gesammelte Kleidung, Möbel, Bettwäsche, Fahrräder und weitere Dinge des täglichen Bedarfs an Hilfesuchende ausgeben. Auch der Transport und die Begleitung bei Behördengängen sowie Unterstützung von Flüchtlingen zählt zu ihren Aufgaben und Tätigkeiten. Die Eheleute Fiegen motivieren auch andere Bürgerinnen und Bürger sich für Flüchtlinge einzusetzen. Sie leisten wertvolle Arbeit zur Integration von Flüchtlingen und zeigen sehr großes Engagement in diesem für unsere Gesellschaft so wichtigen Thema. Beide zeigen vorbildlich, wie wichtig ehrenamtliches Engagement bei der Bewältigung dieser großen Aufgabe im Interesse der Menschen – der Flüchtlinge und der Gesellschaft hier vor Ort – ist.
Im Jahr 2017 wurden Inge und Heinz Fiegen aus diesem Grund schon mit dem Integrationspreis der Sparkassenstiftung ausgezeichnet. Herr Fiegen war jahrzehntelang Ratsmitglied und in diversen Ausschüssen tätig. Auch hier hat er immer wieder Problematiken zu Wohle der Selfkänter Bevölkerung angesprochen, insbesondere die Betreuung von Flüchtlingen. Im Jahre 2010 hob der damalige Bürgermeister H. Corsten die Verdienste des „liberalen Urgesteins“ Heinz Fiegen für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde während der mehr als 20-jährigen Zugehörigkeit zum Gemeinderat für die FDP hervor.
Heinz und Inge Fiegen setzen sich enorm für die Belange der Flüchtlinge in der Gemeinde Selfkant und darüber hinaus ein. Dies stelle ich seit etlichen Jahren fest, da ich gegenüber einer Flüchtlingsunterkunft der Gemeinde Selfkant in Höngen, Laaker Weg wohne und dies sozusagen mit eigenen Augen beobachten kann.
Ich schlage daher die Eheleute Fiegen für eine Auszeichnung mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland vor. Zu beachten ist, dass Herr Fiegen zurzeit schwer erkrankt ist. Ich halte es daher für notwendig, dass die entsprechende Prüfung, ob ein Verdienstkreuz verliehen wird, schnellstmöglich erfolgen sollte. Für Ihre Bemühungen danke ich Ihnen sehr herzlich. Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.“

UHu